Studienreise nach Ruanda und in den Ost-Kongo

05.03.2018
Newsmeldung: Dekanat

Anfang Februar unternahm eine Gruppe von Promovierenden und Mitarbeitenden der Evangelisch-Theologischen Fakultät unter Leitung von Prof. Dr. Traugott Jähnichen und dem Leiter des Eine-Welt-Zentrums Herne, Pfarrer Martin Domke, eine Studienreise nach Ruanda und in den Ost-Kongo. Im Mittelpunkt der Reise nach Ruanda standen Gespräche über die Anbahnung einer Partnerschaft zwischen unserer Fakultät und der theologischen Fakultät der Protestantischen Universität von Ruanda in Butare sowie ein von beiden Fakultäten initiierter Dietrich-Bonhoeffer-Workshop.

Zwölf Studierende aus Butare trugen die Ergebnisse ihrer Bonhoeffer-Studien vor. Sie wurden mit Buchpreisen ausgezeichnet, die fünf besten Vortragenden erhielten zudem ein Tablet, das von der deutschsprachigen Dietrich-Bonhoeffer-Gesellschaft gestiftet wurde. Die RUB-Promovenden Nathalie Eleyth, Inga Kreusch, Niklas Peuckmann und Maximilian Schell sowie der studentische Mitarbeiter Christopher Dalitz referierten ebenfalls über grundlegende Aspekte der Theologie Bonhoeffers. Moderiert und kommentiert wurde die Veranstaltung von Dr. Clemens Wustmans (Berlin), Dr. Christine Schließer (Zürich/Bern), dem Präsidenten der Presbyterianischen Kirche in Ruanda, dem in Bochum promovierten Dr. Pascal Bataringaya, dem Dekan der theologischen Fakultät in Butare, PhD Olivier Munyansanga, und Prof. Dr. Traugott Jähnichen.
Im Ost-Kongo besuchte die Gruppe Kirchengemeinden und Universitäten in Goma und Bukavu. An insgesamt drei Universitäten wurden mit den dortigen theologischen Fakultäten (in den beiden Universités libres des Pays des Grands Lacs in Goma und Bukavu sowie in der Université Evangélique en Afrique Central in Bukavu) Gespräche geführt, um erste Kontakte zu knüpfen.
Ein weiterer eindrücklicher Höhepunkt der Reise war das Treffen mit dem Träger des „Alternativen Nobelpreises“ und des „Sacharow-Preises“ der Europäischen Union, dem Gynäkologen Dr. Denis Mukwege. Mukwege, der wohl bekannteste Menschenrechtsaktivist im Kongo, behandelt im renommierten Panzi-Krankenhaus in Bukavu vor allem vergewaltigte Frauen und Mädchen. Seit 1999 hat er dort über 50.000 Frauen operiert.
„Die Kirchen in Deutschland müssen endlich ihre Stimme erheben für die alltäglichen Opfer der Gewalt im Ost-Kongo, vor allem für die ermordeten Kinder und die vergewaltigten Frauen“. Die sexualisierte Gewalt als strategisches Mittel zur Zerstörung aller Grundlagen der Gesellschaft ist eindeutig ein Kriegsverbrechen. Für Mukwege bleibt es ein Skandal, dass weder die EU noch die USA diese verfolgen. Gerade angesichts der einsetzenden Elektro-Mobilitätswende mit dem enormen Bedarf an Cobalt fürchtet er eine neue Dimension der Ausbeutung seines Landes. Alle Preise, die er erhalten habe, sind für die Menschen im Kongo folgenlos geblieben. Der Menschenrechtler sieht die Kirchen, besonders in Europa, in der Pflicht, diese systematischen Kriegsverbrechen anzuprangern. Die Weltöffentlichkeit, so Mukwege, müsse endlich gegen die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen vorgehen.
Die Teilnehmer/innen der Reise sind sich darin einig, dass die bestehenden und angebahnten Kontakte in die Region der „Große Seen“ ausgebaut und vertieft werden müssen. Neben der geplanten Partnerschaft mit der PUR in Butare sollten auch die theologischen Fakultäten im Ost-Kongo einbezogen werden. Zudem ist es notwendig, immer wieder auf die schwierige Situation der Menschen und der Kirchen im Ost-Kongo in Deutschland hinzuweisen und mit ihnen Solidarität zu üben.