Projekt RUNIP betritt mit digitaler Predigtforschung Neuland

01.12.2022
Newsmeldung: Dekanat

Stärkung der Datenkompetenzen des wissenschaftlichen Nachwuchses
In den Medien erfährt die Kirche besonders Aufmerksamkeit, wenn Predigten provozieren und politisch oder moralisch diskutiert werden. Oft wird dann gesagt, dass Predigten zu normativ sind und Menschen etwas vorschreiben wollen. Cornelia Weins (Lehrstuhl für Empirische Sozialforschung und Leiterin des Methodenzentrums der RUB) und Markus Totzeck (wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Evangelischen Fakultät und Pfarrer) wollen im neuen gemeinsamen Forschungsprojekt RUNIP (Recht und Normen in Predigten – maschinell unterstützte Analyse von Predigtkorpora im Zeitvergleich), der Frage nachgehen, in welchem Umfang und auf welcher Grundlage das in evangelischen Predigten geschieht.

Das Projekt wird im Rahmen der Förderlinie „Stärkung der Datenkompetenzen des wissenschaftlichen Nachwuchses“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 457.000 Euro ab Dezember 2022 über drei Jahre hinweg gefördert.

Wie normativ argumentieren Predigten?
Mit dem Projekt wird Neuland in der Predigtforschung betreten. Einerseits in datenwissenschaftlicher Hinsicht, denn die digitale Predigtforschung steht noch ganz am Anfang. Andererseits auch in inhaltlicher Hinsicht, wie Totzeck betont: „Von politischen oder ethischen Predigten wird in der Praktischen Theologie häufig gesprochen, nach den eigentlichen normativen bzw. rechtlichen Grundlagen aber selten bis gar nicht gefragt.“ Dabei liege das eigentlich durch die Bezüge zum biblischen Recht nahe. Im Wege stehe aber oft ein sperriger Begriff von Gesetzlichkeit, der sich in der Praktischen Theologie als Negativfolie etabliert habe.

Maschinelles Lernen trifft auf qualitative Korpusanalyse
In dem Projekt wird ein knapp 14.000 Seiten umfassendes historische Predigtkorpus von Friedrich D. E. Schleiermacher qualitativ und quantitativ ausgewertet und ein Vergleich mit evangelischen Predigten der Gegenwart gesucht. „Hier bieten sich Machine-Learning-Verfahren an, um das gesamte historische Predigtkorpus für die theologische Fragestellung zu erschließen“, ergänzt Sebastian Jeworutzki (Geschäftsführer des Methodenzentrums). Die Entwicklung und Erprobung geeigneter Algorithmen erfordere einen engen interdisziplinären Austausch der Praktischen Theologie mit den Datenwissenschaften, welche im Projekt durch den Data Scientist Valentin Fuchs sichergestellt wird. „Unser Projektteam plant auch die Ausrichtung einer Netzwerktagung, die sich an einen interdisziplinären Kreis von Nachwuchswissenschaftler*innen in den Digital Humanities richtet“, kündigt Weins an. Die Erfahrungen aus dem Projekt sollen zudem in die Schulungsangebote des Methodenzentrums der Ruhr-Universität Bochum für Lehrende, Promovierende und Studierende fließen.

Mehr zum Projekt: Über die Projektziele und Zwischenergebnisses aus dem Projekt können Sie sich auf der Projekthomepage unter runip-projekt.ruhr-uni-bochum.de informieren.

v.l.n.r.: Beim Projektantrag waren neben Prof. Dr. Cornelia Weins und Dr. theol. Markus Totzeck auch Valentin Fuchs, MA, und Sebastian Jeworutzki, Dipl. Soz. (Geschäftsführer RUB Methodenzentrum) beteiligt.
Lupe
ZUM FOTO v.l.n.r.: Beim Projektantrag waren neben Prof. Dr. Cornelia Weins und Dr. theol. Markus Totzeck auch Valentin Fuchs, MA, und Sebastian Jeworutzki, Dipl. Soz. (Geschäftsführer RUB Methodenzentrum) beteiligt.
ZUM FOTO v.l.n.r.: Beim Projektantrag waren neben Prof. Dr. Cornelia Weins und Dr. theol. Markus Totzeck auch Valentin Fuchs, MA, und Sebastian Jeworutzki, Dipl. Soz. (Geschäftsführer RUB Methodenzentrum) beteiligt.
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