Forschung

 

Aktuelle Projekte

  • Der "Himmel als Tempel": Astronomisch-kosmologische Motive in den Sabbatopferliedern von Qumran im synchronen und diachronen Kontext

    (Beginn: 2020)

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Die fragmentarisch erhaltenen 13 Sabbatopferlieder aus Qumran („Shirot colat ha-Shabbat“), entstanden in hellenistischer Zeit, haben den Gottesdienst der Engel in der himmlischen Welt zum Gegenstand – sei es, dass die Engelwesen zum Lobpreis Gottes aufgefordert werden („Lobaufrufe“) oder dass Aussagen über den himmlischen Gottesdienst im Sinne einer Art „Lobschilderung“ erfolgen. Seit der Publikation der Texte müht sich die Forschung nach einer sinnvollen Deutung dieser Überlieferung. Dabei war es im Wesentlichen die Idee einer „Kultusgemeinschaft von Engeln und Menschen“, die – in unterschiedlicher Akzentuierung – für die Deutung der Texte bestimmend wurde. Der Rezitation dieser Texte sollte die Aufgabe zukommen, mittels der imaginären Teilhabe der Beter an einem himmlischen Gottesdienst den fehlenden Jerusalemer Tempelkult zu ersetzten. Aufgrund der Dominanz dieses Forschungsansatzes standen andere Interpretationsansätze – insbesondere der Versuch, die Lieder mit kosmologischen Aussagen zu verbinden – bislang eher am Rande des Interesses.

Da das Motiv einer Kultusgemeinschaft für die Sabbatopferlieder hinterfragt werden muss, weil es in diesen Texten selbst nicht formuliert wird, sondern vielmehr von außen (insbesondere von den Hodayot) für eine Interpretation herangetragen wurde, stellt eine plausible Deutung der Lieder nach wie vor ein Forschungsdesiderat dar. Das vorliegende Projekt hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, eine Neuinterpretation der Sabbatopferlieder zu erarbeiten. Der Ausgangspunkt hierfür bildet die These, wonach die Sabbatopferlieder astronomisch-kosmologische Motive enthalten. In diesem Kontext ist der Tempel als Himmelsraum und die beschriebenen Lichtphänomene als Sterne zu deuten. Vor dem Hintergrund, dass auch späte Psalmen wie z.B. Ps 19 oder Ps 148 das Gotteslob mit astrologisch-kosmologischen Vorstellungen verbinden, ist für eine solche Interpretation ein plausibler traditionsgeschichtlicher Rahmen gegeben. Um einen solchen Zugang zu den Liedern und dem entsprechenden Weltbild weiter auszuloten und zu konkretisieren, darf das Motiv aber nicht – wie bislang in der Forschung geschehen – isoliert betrachtet, sondern muss sowohl traditionskritisch als auch werkimmanent kontextualisiert werden. Deshalb sollen in einem ersten Schritt die astronomisch-kosmologischen Motive der Texte gesammelt und in den breiteren Kontext der biblischen und antikjüdischen Literatur und ihrer Bezugstexte gestellt werden. Einem zweiten Teil des Projektes wird dann die Aufgabe zukommen, das Motiv im Gesamtkontext der Sabbatopferlieder und in Relation zu anderen zentralen Motiven wie „Tempelkult und Opfer“, „Angelologie“ sowie „Liturgie und Hymnus“ zu positionieren. Vor diesem Hintergrund ist dann erneut nach dem „Weltbild“ der Lieder, ihrer Aussageabsicht und nach den Implikationen für das Selbstverständnis ihres Trägerkreises sowie nach ihrem historischen und theologiegeschichtlichen Kontext im Rahmen der Literatur des Alten Testaments und der außerbiblischen frühjüdischen Quellen zu fragen. Materialiter sollen die Ergebnisse in Form einer kursorischen Kommentierung der Lieder präsentiert werden sowie in einem umfangreichen Einleitungskapitel, das die Einzelergebnisse der traditionsgeschichtlichen Arbeiten darstellt. 

 

 

  •  Jerome's Vulgata Version of Tobit and Its Reception in the Jewish Medieval Text "Hebraeus Londini of Tobit"

    (Beginn: 2020)

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Das Tobitbuch (ca. 200 v. Chr.) ist in den letzten Jahren Gegenstand intensiver Forschungen geworden. Dabei standen bislang die hebräischen bzw. aramäischen Fragmente aus Qumran (4Q196-200) sowie die antiken griechischen Versionen im Zentrum des Interesses. Neben der Textgeschichte erfuhren einzelne religionsgeschichtliche und theologische Motive (z.B. die Torafrömmigkeit, Exil, Magie und Medizin) besondere Aufmerksamkeit.

Bisherige Studien lassen allerdings noch viele Fragen offen. So wurde die Überlieferung der Vulgata zwar in sprachlicher Hinsicht ausführlich untersucht (s. Skemp), was aber bislang aussteht, ist eine Interpretation der Vulgata, die das Sondergut im Kontext der gesamten Überlieferung in den Blick nimmt und zudem auch nach der Einbindung der in diesem Werk enthaltenen theologischen Konzeptionen in die Denkwelt des Hieronymus bzw. der Kirchenväter fragt. Ein weiteres, bislang fast unerschlossenes Forschungsfeld im Hinblick auf die Tobit-überlieferung bilden auch die nachantiken Texte (v.a. in mittelalterlichen Handschriften belegt, so Hebraeus Münster, Hebraeus Fagius, Hebraeus Londini et al.). Sie stellen eigenständige Ausprägungen der Tobiterzählung dar und sind Zeugnisse jüdischer Frömmigkeit in ihrer jeweiligen Entstehungszeit. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Kontext die Überlieferung „Hebraeus Londini“, insofern hier eine jüdische Rezeption des Vulgatatextes erfolgte. Somit steht die Textgeschichte des Tobitbuches auch im Kontext des mittelalterlichen jüdisch-christlichen Religionskontaktes.

Ziele des Projekts: Das vorliegende Projekt strebt einerseits eine Untersuchung der Tobit-Vulgata und ihrer theologischen Motive an sowie andererseits deren Rezeption in der mittelalterlichen Handschrift „Hebraeus Londini“, die im Rahmen des jüdisch-christlichen Religionskontaktes steht.

 

 

  •  Lehrwerk Evangelische Theologie - Band 1: Altes Testament (Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig)

 

Informationen zur Reihe "Lehrwerk Evangelische Theologie", die zurzeit bei der Evangelischen Verlagsanstalt entsteht, finden Sie auf folgenden Links:

Reihe "Lehrwerk Evangelische Theologie" 

Lehrwerk Evangelisch Theologie - Altes Testament

 

  • Historisch-kritische Kommentierung der Tobiterzählung in ihren antik-jüdischen, frühchristlichen und mittelalterlich-jüdischen Versionen (2016-2018)

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Die Tobiterzählung aus dem 2. Jh. v. Chr. spielt für die Erforschung des antiken Judentums eine Schlüsselrolle, da hier im narrativen Diskurs so bedeutende Themen wie "jüdische Identität", "Magie und Heilung" oder "Engel und Dämonen" verhandelt werden. Nachdem der Text zunächst nur in antik-jüdischen bzw. frühchristlichen griechischen und lateinischen sowie jüdischen mittelalterlichen hebräischen Versionen vorlag, hat die Tobitforschung nach der Entdeckung von hebräischen und aramäischen Fragmenten in Qumran in den letzten zwanzig Jahren einen enormen Aufschwung genommen. Das Ziel des Projekts besteht darin, die vielen Einzelergebnisse einer Synthese zuzuführen und mit der Methode einer historisch-kritischen Kontextualisierung eine Kommentierung des Tobitbuches zu verfassen. Ihr innovatives Spezifikum liegt in der konsequenten Verbindung von Textgeschichte des Werkes mit den wechselnden religionsgeschichtlichen Kontexten im antiken Judentum, im frühen Christentum und im jüdischen Mittelalter. Diese Kommentierung, die in der Reihe "International Exegetical Commentary on the Old Testament" (Kohlhammer Verlag) auf Deutsch und Englisch erscheinen soll, ist sowohl für die Erschließung des biblischen Schrifttums und der antiken jüdischen Religionsgeschichte bedeutsam, als auch für die neutestamentliche und kirchengeschichtliche Forschung sowie für die Literatur- und Kunstgeschichte.

 

Abgeschlossene Projekte

  • Das Bild des Priestertums in der antikjüdischen Literatur nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels – Aspekte eines religiösen Transformationsprozesses (2009-2013)

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Das Forschungsprojekt versteht sich als religionsgeschichtlicher Beitrag zur Analyse von Entwicklungstendenzen innerhalb der jüdischen Religion in einer Zeit mehrfacher Umbrüche. Die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. ist ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte des Judentums, das eine Neukonzeption und Neuorganisation der jüdischen Religion bedingte...

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  • Historisch-kritische Kommentierung des Esterbuches (Biblischer Kommentar zum Alten Testament) (2011-2012)

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Die Frage nach der historischen Situierung des Esterbuches wird in der Forschung bislang unterschiedlich beantwortet: Als grundlegende Alternative wird entweder auf die persischen oder auf die griechisch-hellenistischen Bezüge des Buches verwiesen...

 

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