Habil-Projekt In Vielfalt gemeinschaftlich handeln. Ein Beitrag des Religionsunterrichtes für eine offene Gesellschaft.

Religionsunterricht muss sich wandeln: Gegenwärtig steht er zum einen vor der strukturellen Herausforderung, relevant für plurale Lerngruppen zu sein, zu denen neben religiös sozialisierten Schüler:innen auch konfessionslose und religionsdistante Schüler:innen ebenso gehören wie Schüler:innen anderer Religionen und Konfessionen. Zum anderen rücken auf inhaltlicher Ebene gesellschaftsrelevante Themen wie Rassismus und Antisemitismus zurecht immer stärker in den Fokus schulischen Arbeitens, sowohl in einzelnen Fächern als auch schulprogrammatisch.

Das Habil-Projekt formuliert nun einen Entwurf des evangelischen Religionsunterrichtes, der zum einen strukturell sowohl die fachimmanente konfessionelle Bindung als auch die religiös-konfessionelle Vielfalt der Schüler:innen berücksichtigt und zum anderen inhaltlich die gesellschaftlich relevanten Themen Rassismus und Antisemitismus mit evangelischer Theologie verbindet. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, welchen Beitrag der evangelische Religionsunterricht im Rahmen dieser Schwerpunktsetzungen über die Fachgrenze hinaus für die Schulgemeinschaft leisten kann.

Der didaktische Entwurf ist primär auf ethisches Arbeiten ausgerichtet; im Mittelpunkt stehen die im Talmud genannten noachidischen Gebote, die aus rabbinischer Sicht für nichtjüdische Menschen gelten und Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft regeln sollen. Über diesen Zugang lassen sich die strukturelle Herausforderungen und inhaltlichen Schwerpunkte sinnvoll verbinden, um letztlich besonders die Handlungskompetenz der Schüler:innen für gemeinschaftliches Handeln in Vielfalt anzubahnen.

Dr. Steffen Leibold

Zur Person
Dr. Steffen Leibold, Studium der Evangelischen Theologie, Erziehungswissenschaft und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum, von 2008–2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Fachbereichen Altes Testament und Neues Testament der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Promotion 2013 zum interreligiösen Konzept der Genesis, seit 2014 Lehrer an einer Gesamtschule in Duisburg, verantwortlich für schulische Projekte aus den Bereichen des interreligiösen Lernens, der Rassismus- und Antisemitismusprävention und der Demokratiebildung, Publikationen u.a. zur biblischen Grundlage für interreligiöse Begegnungen und für die Beachtung jüdischer Prinzipien in christlicher Ethik