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Von Schönheit und Gefährlichkeit der Theologie

Unter allen Wissenschaften ist die Theologie die schönste, die den Kopf und das Herz am reichsten bewegende, am nächsten kommend der menschlichen Wirklichkeit und den klarsten Ausblick gebend auf die Wahrheit, nach der alle Wissenschaft fragt, am nächsten kommend dem, was der ehrwürdige und tiefsinnige Name einer „Fakultät“ besagen will, eine Landschaft mit fernsten und doch immer noch hellen Perspektiven wie die von Umbrien oder Toskana und ein Kunstwerk, so wohl überlegt und so bizarr wie der Dom von Köln oder von Mailand. Arme Theologen und arme Zeiten in der Theologie, die das etwa noch nicht gemerkt haben sollten! – Aber unter allen Wissenschaften ist die Theologie auch die schwierigste und gefährlichste, diejenige, bei der man am ehesten in der Verzweiflung oder, was fast noch schlimmer ist: im Übermut endigen, diejenige, die, zerflatternd oder verkalkend, am schlimmsten von allen zu ihrer eigenen Karikatur werden kann. Gibt es eine Wissenschaft, die so ungeheuerlich und die so langweilig werden könnte wie die Theologie? Der wäre kein Theologe, der vor ihren Abgründen noch nicht erschrocken wäre oder der vor ihnen zu erschrecken aufgehört hätte.

Karl Barth in seinem Aufsatz von 1934: Offenbarung, Kirche, Theologie

Neueste Buchveröffentlichung

Cover Weinrich Die Eine Heilige Christliche Und Apostolische Kirche


Theologie ist kein Selbstzweck, sondern eine kritische Begleitung ihrer Praxis. In seinem neuen Buch zeigt Weinrich, was die reformierte Tradition im Kontext der Ökumene ausmacht: ihre israel- und bundestheologische Grundierung.
Die ungeheure Energie, welche die Ökumene für die Aufarbeitung der Vergangenheit aufwendet, fehlt ihr, um tatsächlich in der Gegenwart und ihren Perspektiven anzukommen. In ihren dogmatischen Selbstfixierungen vernachlässigt die Ökumene die von ihr zu erwartende Bezeugung der heilsamen Zuwendung Gottes an die in sich selbst gefangene Welt. Wenn sich die Kirchen um ihre gemeinsame Sendung herum versammeln, werden sie sich daran erinnern lassen, dass ihre Theologie kein Selbstzweck ist, sondern eine kritische Begleitung ihrer Praxis, die stets neu nach ihrer Angemessenheit zu fragen hat.
Nicht die Stimmigkeit ihrer theologischen Systematisierungsversuche bestimmt das Leben der Kirche, sondern sie hat sich in ihrer selbstkritischen Wachsamkeit immer wieder neu von dem gegenwärtig zu vernehmenden Wort Gottes leiten zu lassen. In ihrer Aufmerksamkeit auf die Verheißungen Gottes ist es die bleibende Erwählung Israels, welche auch für die Kirchen das fundamentale Unterpfand für ihre Hoffnung auf die Treue Gottes zu seinem auf die ganze Menschheit ausgerichteten Bund ausmacht.
Ein wesentlicher Beitrag der reformierten Tradition zur Ökumene besteht im Hinweis auf diese israel- und bundestheologische Grundierung, durch welche die Ökumene ihre Fixierung auf die Ekklesiologie überwinden kann, um sich ganz neu von der Frage nach ihrem rechten Gottesdienst in der Gegenwart beleben zu lassen. Dabei wird sich die Ökumene auch – wie es diesem Buch geschieht – mit einer Theologie der Religionen zu beschäftigen haben. Das Buch ist der Ertrag einer langjährigen intensiven Beteiligung des Autors an den konkreten ökumenischen Bemühungen ihrer ganzen Breite.

Weitere Veröffentlichungen

Cover Weinrich Die Eine Heilige Christliche Und Apostolische Kirche


Es gehört zum Wesen der Kirche, dass sie sich in der Krise befindet. Entscheidend wird es darauf ankommen, dass sie immer wieder neu an ihrem besonderen Auftrag ausrichtet. Sie hat nur dann tatsächlich etwas zu sagen, wenn sie nicht von sich selbst, sondern von Gott redet. Sie ist an ihren Kontext gebunden und zugleich an der Freiheit des Christusbekenntnisses der weltweiten Kirche orientiert. Sie kann nur »glokal«, d.h. global und lokal recht Kirche sein.
Als solche ist die Kirche immer im Werden. Das Buch zeigt die Vielfalt der unterschiedlichen theologischen Perspektiven auf eine aktuelle reformatorische Ekklesiologie auf.

Verlagsankündigung   (1.7 MB)


Als der wohl bedeutendste Theologe des 20. Jahrhunderts hat Karl Barth die aktuelle Lebendigkeit des Wortes Gottes in der je neuen Lebenssituation in den Fokus der Aufmerksamkeit seiner Theologie gerückt. Gemessen an der Lebendigkeit des Geschehens der Selbsterschließung Gottes kann die Theologie niemals mehr sein als ein Versuch, den „Vogel im Flug“ zu beschreiben. Dieser Versuch bleibt darauf ausgerichtet, dass dieses biblisch bezeugte Geschehen selbst bestimmend bleibt. Michael Weinrichs Einführung in Leben, Werk und Wirkung Barths geht einfühlend auf die Problemkonstellationen ein, aus denen Barth die Theologie befreien wollte, und arbeitet profiliert die neuen Akzentsetzungen heraus, mit denen seine Theologie uns immer noch voraus ist. Mit dieser Ausgabe liegt nun die zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage vor.


Karl Barth
Leben - Werk - Wirkung
2. durchges. u. erw. Aufl.
von:
• Umfang: 508 S.
• Einband: kartoniert
• Format: 15 x 21,5 cm
• Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
• Erscheinungsdatum: 15.07.2024
• ISBN: 9783825262792
• eISBN: 9783838562797
• € 35,00

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Zu meiner Person
Von 2005 bis 2015 Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie: Ökumenik und Dogmatik und Direktor des Ökumenischen Instituts der Evangelisch-Theologischen Fakultät.

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